19. September, 2023

Windelausschlag: Das ABCD der Ärztin für Stoffwindel-Eltern

A wie Air: lass Luft an den Po
B wie Barriers: bewahre die Barrierefunktion mit hautsympathischen Materialien
C wie Cleansing: wische mit Wasser und/oder Öl ab
D wie Diapers: wechsle die Windel alle 2-4 Stunden

Windelausschlag hat fast jedes Kind einmal. Bei 35% ist es so schlimm, dass sie damit den Kinderarzt aufsuchen. Kinderärztin Dr. Antonia Kienast vom Universitäts-Klinikum in Münster rät bei Erkrankung zu einem ABCD-Set von Maßnahmen. In diesem Artikel übersetze ich die Maßnahmen aus der Wegwerfwindel-Welt, so dass sie einfach in den Alltag von Soffwindel-Eltern integriert werden können.

A wie Air: atmungsaktive Stoffwindeln

„Die beste Windel ist keine Windel, man sollte die Kinder also so oft und lange wie möglich ohne Windel belassen“, schreibt Kienast. Mullwindeln und ein Abhaltegürtel sind wohl die beliebteste Art, um windelfrei im Alltag umzusetzen. Aber auch sonst sind Stoffwindeln atmungsaktiver als Wegwerfwindeln, ganz besonders mit einer Überhose aus Wolle.

B wie Barriers: hautsympathische Stoffwindeln

Gesunde, gepflegte Haut kann sich besser gegen Pilze und Bakterien wehren. Vermeide darum künstliche Inhaltsstoffe, welche die Haut reizen könnten – insbesondere Windelcreme! Nutze stattdessen hautsympathisches Windelvlies aus Seide oder pflegende Fettwolle/Rohwolle. Beide wirken antibakteriell, pflegen und beruhigen die Haut.
Ist der Popo schon wund? Dann “sollte möglichst bei jedem Wickeln Zinkpaste und/oder Dexpanthenol aufgetragen werden“, schlägt Dr. Kienast vor. Lege in dem Fall immer ein Windelvlies aus Zellstoff ein. Das Fett in der Salbe oder Paste macht Flecken und kann die Saugleistung beeinträchtigen.

C wie Cleansing: Wasser auf Baumwolltuch

„Die Reinigung des Windelbereichs sollte mit Wasser und/oder Öl erfolgen. Wenn [Anm.: Wegwerf-] Reinigungstücher benutzt werden, sollten diese alkohol- und duftstofffrei sein“, sagt die Kinderärztin. Ein Baumwolltuch und abgekochtes Wasser (akut auch Kamillentee) sind ganz einfach zu verwenden, wenn man mit Stoff wickelt. Es kann ja alles in denselben Wetbag gegeben werden. Achte darauf, dass die Haut trocken ist, bevor du die frische Windel anlegst – im Zweifel trocken tupfen. Wenn du den Po mit Öl abwischen möchtest, verwende ein Wattepad. Das Öl könnte die Saugleistung der Windel beeinträchtigen.

D wie Diapers: regelmäßig Windeln wechseln

„Das häufige Windelwechseln ist von großer Bedeutung”, betont Kinderärztin Dr. Kienast. Im Normalfall alle 2-4 Stunden. Das gilt auch für Wegwerfwindeln. Die Wickeldisziplin von Stoffwicklerinnen und Stoffwicklern ist „von Haus aus“ besser. Niemand möchte sein Kind länger als nötig in der nassen Windel sitzen lassen. Anders bei Wegwerfwindeln, die vielleicht auch noch die fünfte Stunde “trocken” ist.
Wenn der Po rot ist, wechsle die Windel möglichst sofort nach einem großen oder kleinen Geschäft oder eher alle 2 Stunden. Zudem solltest du die Stoffwindeln vorübergehend bei 60 Grad waschen, um die Keime zu dezimieren. Einlagen, die nur 40 Grad vertragen (Hanf, Bambus, Leinen) und PUL-Überhosen solltest du mit Milchsäure desinfizieren. Dazu gibst du eine Dosierkappe Milchsäure ins Weichspülerfach. Wolle und Seide haben bereits antibakterielle Materialeigenschaften.

Fazit der Ärztin: nutzt Papierwindeln?!?

Ich möchte euch nicht vorenthalten, welche Windel die Kinderärztin Dr. Kienast empfiehlt: „Im Gegensatz zu Stoffwindeln führen Papierwindeln nachgewiesenermaßen zu einer geringeren Feuchtigkeit im stratum corneum [Anm.: oberste Hautschicht] und zu geringerer Reibung.“ …ufff. Da tut sich offenbar ein Graben auf zwischen dem, was Hebammen täglich erleben und dem Kenntnisstand der Medizin. Ich hoffe, es wird weiter geforscht.